GERMANY – Vor knapp zwei Monaten schrieb ich in meiner Vorschau auf die aktuelle DEL-Saison: „Zum gefühlt hundertsten Mal hoffen die Hamburg Freezers die zweifellos vorhandene Qualität ihres Kaders in messbaren Erfolg zu verwandeln.“ Was als witzige, leicht ironische Bemerkung gedacht war, liest sich heute nur noch wie ein schlechter Scherz. In bislang 14 Spielen sammelten die Freezers nur mickrige 12 Punkte und belegen den letzten Tabellenplatz – und das, obwohl sie geschätzt über den viertgrößten Etat in der Liga verfügen. Rang zehn und damit der letzte Pre-Playoff-Platz ist bereits 9 Punkte entfernt.
Was die Situation weiter verschlimmert: Niemand in Hamburg scheint eine Idee zu haben, wie der Ausweg aus der desaströsen Situation gelingen soll. Am vergangenen Donnerstag unterlag das Team von Coach Paul Garner sein Heimspiel gegen die Adler Mannheim mit 0:6 und kassierte damit bereits die zehnte Niederlage der Saison. Die Gäste mussten sich dabei noch nicht einmal übermäßig anstrengen. Geradezu mühelos skateten sie einem einfachen Sieg entgegen. Es war irritierend zu sehen, wie wenig Selbstvertrauen innerhalb des Teams übrig ist. Während die Spieler sich auf dem Eis sich scheinbar ihrem Schicksal ergaben, waren auch bei den Fans auf den Tribünen keine großen Emotionen mehr zu spüren.
Als die Franchise von München (wo sie vier Jahre als die Barons gespielt hatten und 2000 Deutscher Meister wurden) zu Beginn der Saison 2002/03 nach Hamburg umzog, entfachte sie schnell eine große Begeisterung in der Stadt. In den vergangenen sieben Jahren erwies sich die Color Line Arena zumeist als stimmungsvolle Spielstätte, in der die Fans ihr Teams frenetisch unterstützten. Bis jetzt zumindest. „Irgendwann hat auch der größte Fan keine Kraft mehr, mit blinder Euphorie ans Werk zu gehen“, gab Interims-Geschäftsführer Thomas Hillebrand zu.
Was die ganze Situation noch merkwürdiger erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass die Freezers noch nicht einmal weit blicken müssten, um zu sehen wie eine erfolgreiche DEL-Franchise zu führen ist: Genau wie die Norddeutschen gehören auch die Eisbären Berlin zur Anschutz Entertainment Group. Und mit vier Titeln in den vergangenen fünf Jahren ist das Team aus der Hauptstadt so etwas wie der personifizierte Erfolg. Warum dies in Hamburg nicht umgesetzt werden kann, bleibt rätselhaft.
Obwohl die Eisbären am Sonntag ein äußerst unterhaltsames Spiel in Augsburg mit 4:6 verloren, führen sie die Liga mit 32 Punkten aus 15 Spielen unverändert komfortabel an. Hinter den zweitplatzierten Adler Mannheim (16 Spiele/31 Punkte) bleiben die Augsburg Panther (15/29) und die Grizzly Adams Wolfsburg (15/28) weiterhin die größten positiven Überraschungen.
Hinter ihnen bilden Frankfurt (14/24), Ingolstadt (15/24), Iserlohn (15/23) Düsseldorf (15/23) und Köln (15/22) weiteren Verfolger. Was alle fünf mehr oder minder eint, sind ihre zum Teil inkonstanten Leistungen, die ihnen schon den einen oder anderen wertvollen Punkt gekostet hat. Die Kassel Huskies (15/21) haben momentan Rang zehn inne und konnten bislang die anstürmenden Hannover Scorpions (16/19) erfolgreich auf Distanz halten..
Krefeld (14/17), Straubing (15/16) und Nürnberg (15/15) müssen derweil aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren, ansonsten könnten ihre Chancen im Playoff-Rennen schneller schwinden als ihnen lieb ist.
Contact: carsten.vanzanten@prohockeynews.com

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