Eisbären zeigen keine Gnade, Freezers spüren die Hitze

GERMANY – Wer jemals einen Eisbär in der unwirtlichen Umgebung des Nordpols einsam auf Beutezug hat streifen sehen, kann sich das derzeitige Geschehen in der Deutschen Eishockey Liga sehr gut vor Augen führen. Die Eishockey spielenden Artgenossen des arktischen Raubtieres ließen der Konkurrenz in den ersten vier Wochen der neuen Saison so gut wie keine Chance.
 
Nach der geradezu sensationellen 3:8-Auftaktniederlage im Zwinger der Kassel Huskies, riss sich die Mannschaft von Trainer Don Jackson zusammen und gewann die nächsten sieben Spiele und führen die Liga nun mit 20 Punkten an. Während dieser Serie schossen die Eisbären 33 Tore, ließen im Gegenzug aber nur 16 zu. Topscorer Steve Walker traf sogar in bislang jedem der acht Spiele und markierte damit einen neuen Vereinsrekord. Mit insgesamt 20 Punkten stehen
 
Sechs Punkte hinter Berlin und mit einem Spiel weniger erweisen sich die Augsburg Panther immer noch als die große Überraschungsmannschaft. Mit ihrem extrem schnellen Spiel haben sich die Schwaben den Respekt der ganzen Liga verdient. Coach Larry Mitchell versucht die richtige Balance zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz zu finden: „Wir sind immer noch Augsburg und nicht Berlin oder Mannheim. Wenn wir das nicht vergessen und uns nicht selbst nicht überschätzen, können wir jeden schlagen.“
 
Ähnliches scheint für die Frankfurt Lions zu gelten, die sich zuletzt mit einem perfekten Sechs-Punkte-Wochenende mit Siegen gegen Hamburg Freezer (5:2) und bei den Grizzly Adams Wolfsburg (3:2) auf Rang drei verbesserten. Direkt hinter ihnen mit ebenfalls 13 Punkten erweisen sich die Nürnberg Ice Tigers als die bislang wohl zweitgrößte Überraschung der Liga. Nachdem wegen der finanziellen Schieflage der Fortbestand der Mannschaft in der DEL lange sehr unklar war, gewinnt das Team mit leidenschaftlichem Einsatz und harter Arbeit mehr und mehr die Fans zurück.
 
Gleiches gilt für die Kölner Haie, die sich nach acht Spielen auf dem fünften Platz wiederfinden. Auch wenn diese Zwischenbilanz als deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr erweist, als die Rheinländer ihre ersten sieben Spiele alle verloren, darf eins nicht übersehen werden: Bislang konnten Igor Pavlov uns seine Männer erst einen glatten Sieg einfahren. In vier weiteren Fällen gab es nach Erfolgen in der Verlängerung bzw. im Penalty-Schießen nur jeweils zwei statt drei Punkte.
 
Neben Köln weisen derzeit vier weitere Teams zwölf Zähler auf. Die fünftplatzierten DEG Metro Stars kamen – wie gewohnt – nur schwer in Fahrt, scheinen nun aber ihren Rhythmus gefunden zu haben. Mit ihrer bislang besten Saisonleistung feierten sie am vergangenen Sonntag einen eindrucksvollen 4:2-Erfolg gegen Mannheim. Kapitän Daniel Kreutzer und seine Männer hoffen auf eine Wiederholung dieser Vorstellung, wenn am kommenden Donnerstag die Eisbären zu Besuch kommen.
 
Die Iserlohn Roosters, Grizzly Adams Wolfsburg und Kassel Huskies haben aktuell ebenfalls zwölf Punkte eingefahren und erfüllen damit ziemlich genau die Erwartungen – vielleicht sogar mehr als das (vor allem wenn man bedenkt, dass Wolfsburg und Kassel dafür nur sieben Spiele benötigten).
 
Ganz anders sieht die Situation in Mannheim, bei den Krefeld Pinguinen und den Hannover Scorpions aus. Mit elf, zehn bzw. neun Punkten hinkt das Trio den eigenen – und den an sie gestellten – Ansprüchen mehr oder minder deutlich hinterher. Die Adler starteten als vermeintlich größter Eisbären-Rivale in die Saison, konnten bisher in acht Spielen aber nur drei Siege feiern. Die Pinguine denken derzeit sicher gerne an den September des Vorjahres zurück, in dem sie mit sechs Erfolgen in den ersten acht Spielen den Grundstein für ihre erfolgreiche Saison legten. Mit drei aus sieben sind sie davon momentan weit entfernt. Daran müssen sich auch die Scorpions gewöhnen, die die letztjährige Vorrunde als Zweitplatzierte abschlossen.
 
Das führt uns zu den drei letzten Plätzen der Tabelle, wo Ingolstadt Panther, die Hamburg Freezers und die Straubing Tigers mit je sechs Punkten vereint sind. Während die Panther so etwas wie eine Entschuldigung anführen können, weil sich der in weiten Teilen neu zusammengesetzte Kader noch nicht richtig gefunden hat, und die Tigers ohnehin nicht wirklich in höheren Tabellenregionen erwartet werden, wird die Situation für die Freezers immer ernster. Sechs Niederlagen in Folge, die letzte davon ein peinliches 2:6 im Anschutz Entertainment Group-Brüderduell gegen Berlin, setzen Coach Paul Gardner heftig unter Druck – umso mehr, da Geschäftsführer Boris Capla am Dienstagabend von seinen Aufgaben entbunden wurde.
 
„Wir sind sicher nicht da, wo wir sein wollen, aber Panik hilft uns jetzt auch nicht weiter“, bittet Gardner um Nachsicht. „Es ist immer noch reichlich Zeit für viele gute Spiele.“ Angesichts von 56 Vorrunden-Spieltagen kann man dem nur schwer widersprechen – in puncto Jobsicherheit kann ein bisschen Eile hingegen sicher nicht schaden …
Contact: carsten.vanzanten@prohockeynews.com
 

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